no reason no turn
besser, man kriegt es nicht, als dass man sagt: "ich bin enttäuscht, ich bin enttäuscht." "vielleicht", dachte ich immer wieder, "vielleicht." und dabei hätte man mir ansehen können, ja müssen, dass das alles noch ein wenig vage da hing. da hing, wo eben gedanken hängen, ehe man sie, druckreif wie aprikosen, in körbe schichtet.
ohne wohlfeile absichten kann der mensch nicht leben. oder?
herz auf der zunge
grotesk hing mir ein gehütetes geheimnis von den lippen. perfektion ist eben alles, sagte der habicht beim schlagen der beute.
heute lief ich den bootssteg entlang auf der suche nach dem neuen Ich. weshalb glaubt man, sich selbst erneuern zu können, wenn man bereits ein
gewisses alter erreicht hat? nun, ich denke, das ist nicht allzu schwer, da der mensch nie zufrieden mit dem erreichten ist. und weshalb sollte man es auch sein, da es noch dinge zu tun gibt, die
bisher keinen platz im leben hatten? die weltrevolution hat auf sich warten lassen. nun denn, gehen wir's an!
für Ivana, die nicht gewartet hat
nur noch sechsundsechzig tage sind's bis ultimo. langsam zeit, nichts zu tun. derweil extreme stressmengen.
weltweit.
prontothese unruhig
hast du dich jemals gefragt? gefragt? ja, was eigentlich? na, die sache mit M.! die sache mit M.? jetzt komm, das hast du doch längst vergraben.
weggegraben. in wirklichkeit vergessen. oder nicht!? ich könnte nun sagen, du wolltest es nicht vergessen. vergrabvergessen. das "es"! oder das "wir". oder wie auch immer du es in heutiger
sichtweise betrachten möchtest. sag selbst, das wir siegte doch immer! oder etwa nicht?
dieses "kein-zurück-gejammer"
(saeuit toto Mars impius orbe)
verrückt hatte ich alle gemacht. dann war ich allein in der halle der finstertagsbraut.
hieß mein ewiges zögern und zaudern eigentlich, einen mythos glattzuschleifen? bestürzende perfektion! weißweiß, wenn man so will. bewährungslogik schopenhauer'scher fehlinterpretation! neuzeitpfriemelnder wendepunkt. böse behauptung. desillusionierte wirklichkeit.
das ändert das phantasiebild der unruhe. gesichtszerstörend. weshalb räudig? geringere ausdehnung?
also schaute ich noch ein letztes mal vor dem einschlafen durch das zimmer, versuchte, trotz der dunkelheit, etwas ungewöhnliches zu entdecken. und das UNGEWÖHNLICHE schaute mir tief und eindringlich in die augen.
die kulturalistische wende
in den sozialwissenschaften hat sich janusch bestblau nur in gravierend geistloser mittelmäßigkeit katalysatorisch dekonstruiert. crisis brings
opportunity!
subjektive sinnqualitäten
existieren individuen ohne gesellschaft? diese zentrale frage habe ich mir zeitlebens gestellt, denn gesellschaft ist für mich immer mit stressreichen belastungen verbunden, es sei denn, es sind "begegnungen", überraschende zusammentreffen mit irgendwem, der mir stories erzählt.
mein blick schweift über die windbewegten wellen des kaspischen meers. ferne leuchtturmsignale blinken im auf und ab grau glänzenden wassers.
auf bewährung
der wind ist ums leben gekommen, gestern, auf der straße. dabei hatte ich ihn beschworen, den tag zu loben, ehe ich ausgezählt war. es ging wieder
einmal um das qualia-problem. wie kann jemand ernsthaft annehmen, dass es sich hier um einen "bottom-up"-prozess handelt? ich denke nicht, dass es in irgeneiner weise gerechtfertigt oder auch nur
möglich ist, materie auf dieselbe ebene zu heben, wie geist. selbst wenn geist die materie gewollt und erschaffen hat! der unterentwickelte mensch dieser denkweise ist über eine theoretische
vorstellung von bewusstsein nie hinausgekommen!
dreihundert meter vom meer
könnte ich fliegen! sehnsucht keimte in mir auf, kauernd unter dem stillen dach. fliegen. nach drüben. zu den hängenden gärten. träufend über dem stahlbeton. bis zu den goldsteinkanten. begrünt auf halbem weg. versuchsweise. die innere reichweite eines tages - avant d'aller plus loin.
im vorübergehen
seit geraumer zeit fällt es mir zunehmend schwerer, mich an zeiten zu erinnern. nicht alle episoden meines lebens waren zeiten. wohl aber in ihnen verborgen. wie glimmende geheimnisperlen an einer schnur. zeit hat etwas drängendes. und wenn drängendes auftauchte, teilte ich es kühn oder auch verzweifelt in episoden auf. scherbenhaufen in meinem kopf. jedesmal. revolution-katharsis-freiheit.
pracht des westens
beifällig waren seine worte hingestreut: "bevor also mit einer analyse begonnen werden kann, müssen alle doppeleinträge aus den
wortmigrantenlisten gelöscht werden." zunächst ging es hurtig daran, einen code auszumachen. kabelfrei, aus dem nichts. gefestigte schritte, gefestigte norm. fastsituation, berechnend. punkt für
punkt in die abhängigkeit. grausig!
auf dem soziussitz empirischer und theoretischer qualitäten
von beugungsformen in politik und religion habe ich noch nie etwas gehalten. eigentlich wollte ich diese themen aus meinem leben völlig heraushalten. aber wie es so ist mit einer existenz am irdischen schicksalsrand, sehe ich mich von tag zu tag mehr genötigt, kant zu bemühen.
kolporteure des glücks
kniehoch stand ich heute nachmittag im schlamm der gegenwart. erinnerte mich an den kräutergarten, den ich nie besaß. geneviève meinte trotzig, es sei noch nicht zu spät, die trauermücken stünden gut in der mittagssonne an flanderns küste.
im vorübergehen an einem mauerpfosten in schwabing gelesen und für die nachwelt notiert:
18. jänner 82
neulich hatte ich eine idee. aber ideen haben viele. was passiert eigentlich mit den ideen, die keiner in die tat umsetzt? ob es einen großen raum dafür gibt? der einzige anspruch der kunst dient der kunst, sagt er. ach so, na dann. XXX
steinschlag, seidenkissen und meine rückkehr aus dem iran
es war diese ferne
die rote linie tastete sich unaufhaltsam quer über die straße. eine bodenschwelle übermannte sie schließlich.
ich näherte mich dem horizont ein wenig mehr und dennoch entrückte er mir zunehmend. blau wie die bergketten im iran.
ainsi cela vint
schon wieder die acht. es gelingt mir nicht immer, ruhe zu bewahren. noch könnte ich so tun, als ob mich das alles nichts anginge. schönheit nimmt sich eben jegliche freiheiten heraus. ohne umschweife. sogar über die der stuhlreihen hinter der uferböschung am kinneret.
DIE TRIFT DER WAHRHAFTIGKEIT
einmal groß geschrieben, in der eile des vergessens, habe ich sie wiedergefunden. alea iacta est!
zwölf zelte in kashmir
vor sonnenaufgang hatten wir alles für den abstieg vorbereitet. die grünen matten mit den zahllosen gesteinsbrocken waren noch feucht vom nachtnebel, der sich nun an die schwarzen gratspitzen klammerte. das erinnerte mich an die abziehende regenfront auf dem weg durchs minenfeld zum cheekha dar.